Artikel vom 04.08.2010




Eine schrumpfende Region in Deutschlands wagt den Tabubruch: Sie kann keine gleichwertigen Lebensverhältnisse mehr für alle bieten.
Die Daseinsvorsorge wird bei schwindender Bewohnerzahl immer teurer. Schon jetzt spricht man in Stendal offen darüber, dass Teile der öffentlichen Infrastruktur - Schulen, Kultur, Gesundheit, Abwasserentsorgung - in angemessener Qualität und mit vertretbaren Kosten nur in wenigen zentralen Orten aufrechtzuerhalten sind.

„Bis voriges Jahr mussten wir allein in Stendal die Abwasserrohre alle vierzehn Tage mit 210 Kubikmeter Trinkwasser spülen“, berichtet Michaelis. Weil das zu teuer wurde, hat die Stadt inzwischen kleinere Rohre ziehen lassen, um die Fließgeschwindigkeit zu erhöhen, was abermals 180 000 Euro kostete. „Eigentlich müssten wir schon jetzt Leitungssysteme zurückbauen“, sagt Michaelis. Weil das aber zu teuer ist, stellt er nun ein Modell zur Diskussion, das die Höhe der Wassergebühren von der Lage der Wohnung und der Bebauungsdichte des Wohngebietes abhängig macht. „Kurz gesagt: Wer weiter draußen und in dünn besiedelten Gegenden wohnt, zahlt mehr als der im Zentrum oder dicht bebauten Stadtteilen.“ Ähnliche Vorschläge gibt es zur Grundsteuer; ländliche Regionen wiederum könnten vom zentralen Netz gekappt werden und auf dezentrale Kläranlagen umsteigen.


Link: